Michel Sima (eigentlich Michael Smajewski, * 20. Mai 1912 in Slonim, Polen, heute Weissrussland; † 1987 in Tauriers, Ardèche, Frankreich) war Fotograf und Bildhauer.
Bereits als Kind fängt Michel Sima an zu zeichnen und schafft erste kleine Skulpturen. 1929 reist er nach Paris mit der Absicht, Bildhauer zu werden. Er studiert an der Académie de la
Grande Chaumière. 1933 schließt er sich der Gruppe des Malers Francis Gruber an, zu der Moise Kisling und Pierre Tal Coat gehören.
1934-1935 ist Sima Schüler von Zadkine. Er lernt über ihn Jean Cocteau kennen. Dieser wiederum führt ihn zu Paul Eluard und Francis Picabia. Er gehört nun zu den Freunden, die zu den
sonntäglichen Literaturtreffen bei Picabia erscheinen. Dies ist die Zeit, in der er mit Presseagenturen zu arbeiten beginnt und Fotoreportagen über Paris und politische Ereignisse macht.
Er trifft Max Ernst und lernt Constantin Brancusi kennen.
1936 trifft er Pablo Picasso und Gertrud Stein. 1931 arbeitet er kurz bei Brancusi.
1940 fährt er beim Einmarsch der Deutschen in Frankreich in die Pyrénéen zu Pierre Petitjean in Aulus-les-Bains. Ende Oktober fährt er zu Picabia nach Golf-Juan. Er bleibt bis zu seiner
Verhaftung in der freien Zone und bereitet mit Picabia eine Gemeinschaftsausstellung vor.
1942 wird er in Golf-Juan (Frankreich) verhaftet und nach einem Gefängnisaufenthalt in Nizza ins Konzentrationslager Blechhammer deportiert. 1945 kommt er schwer krank nach Frankreich
zurück und sucht Unterkunft bei seinem Freund Dor de la Souchère in Cannes, der in Antibes Konservator des Schlosses ist.
1946 trifft er in Golf-Juan Pablo Picasso wieder, der sofort psychische und materielle Hilfe für ihn leistet. An eine bildhauerische Tätigkeit ist nicht mehr zu denken. Er fordert Sima
auf, für ihn den phallischen griechisch-phönizischen Stein zu zeichnen, der im Schloss von Antibes ausgestellt ist. Das ist die erste künstlerische Arbeit, die Sima wieder in Angriff
nimmt. Durch Simas Vermittlung bekommt Pablo Picasso einen Saal des Schlosses als Atelier zur Verfügung gestellt. Auf rat von Pablo Picasso beginnt Sima wieder zu fotografieren. Er
fotografiert für Pablo Picasso sein "work in progress" und dokumentiert ihren Fortlauf. Sima begleitet insbesondere den Entstehungsprozess von Pablo Picassos „La joie de vivre“ und
dokumentiert nicht nur - wie anfänglich beabsichtigt - die verschiedenen Etappen der künstlerischen Ausführung, sondern versteht von Anfang an seine Arbeit als ganzheitliche, persönliche
Darstellung von Künstler und dessen Werk. Es ist der Anfang einer einzigartigen fotografischen Dokumentation über Künstler und ihr Werk.
1947 erscheint in der Zeitung "Aux écoutes" ein Artikel "Dernière evolution de Picasso", bei dem es über Sima heisst, dass er der einzige ist, der die letzten entstandenen Bilder Pablo
Picassos fotografieren konnte und sie um keinen Preis verkauft.
1948 Einzelausstellung Simas in der Galerie Lambert in Cannes mit ziselierten Steinen vom Strand. Im selben Jahr erscheint Simas erstes Buch bei René Draoulin "Picassi in Atibes". 1949
nimmt er an der Gruppenausstellung von "Palissy zu Picasso" in Vallauris teil. 1950 Gemeinschaftsausstellung mit Picabia in der Galerie Colette Allendy in Paris. 1952 Einzelausstellung in
der Galerie H. Niepce in Paris mit neuen keramischen Arbeiten und kleinen emaillierten Skulpturen.
1951-1961 widmet er sich dem fotografischen Künstlerportrait. Er portraitiert fast alle Künstler der Ecole de Paris wie z.B. Henri Matisse, François Picabia, Ossip Zadkine, Alberto
Giacometti, Jean Cocteau, Tal Coat, Jean Arp, Marie Laurencin, Fernand Léger, Max Ernst, Man Ray, Marcel Duchamp, André Derain, Kees van Dongen, Le Corbusier, Marc Chagall, Joan Miró,
Alexander Calder. Nicht nur bei den Fotografien von Pablo Picasso, sondern bei allen diesen Künstlerportraits scheint immer auch die zugrunde liegende freundschaftliche Verbundenheit
Simas mit den Portraitierten durch. Sie drückt sich aus in einer äusserst sensiblen Erfassung der Persönlichkeit und des Werkes der jeweiligen Künstler, wobei der geschaffene Bezug zum
Werk und Atelier im Rahmen der Inszenierung geschickt dazu eingesetzt wird, dass der portraitierte Künstler quasi über sich selber spricht. Das Ergebnis ist ein eigenständiger Stil im
Bereich des fotografischen (Künstler-) Portraits und eine einzigartige Dokumentation der Künstler der Ecole de Paris, wie sie kein anderer Fotograf in ihrer Geschlossenheit und
Sensibilität hinterliess.
1959 publiziert der Verlag Fernand Nathan 21 der portraitierten Künstler in "21 visages d'artistes". Der Druck entsprach jedoch in keiner Weise den Qualitätsvorstellungen Simas. Er
beschliesst, niemals mehr Fotos zu veröffentlichen.
1967 entdeckt Sima das Ardèche in Frankreich. Zusammen mit seiner Frau Odette und seinem Sohn Pierre (* 1962) zieht er nach Tauriers. Er widmet sich wieder der Skulptur.
1987 stirbt Michel Sima.